lieberoh

Ich bin weit davon entfernt. Meine Uneigenschaften sind eitel, hochmütig, stolz, sexbesessen. Ich bin unausgeglichen, ängstlich, traurig und selbstzweifelnd. Ich bin gedankenversunken und tatenlos. Ich besitze mehr als ich brauche, verdiene schon immer mehr als genug, gebe es aber nicht an Bedürftige weiter. Tue nichts ehrenamtliches, obwohl ich weiß, dass es mir und anderen gut täte. Ich bin unpolitisch und mitschuldig. Ich sehe zu viele andere frustrierte Menschen mit Problemen, die deren Wurzeln nicht erkennen und weiß nicht wofür ich sie loben könnte um sie zu stärken. Ich ertrinke als Nichtschwimmer in der Medienflut. Ich verdurste an mangelnder Nächstenliebe. Ich tue nichts für den Weltfrieden und zu wenig gegen den Hunger auf der Welt. Ich bin gedankenverloren und trostlos. Was kostet es mich schon, Hundert Euro zu Weihnachten an Oxfam zu spenden? Zwanzig Tastenschläge und eine halbe Minute meiner bezahlten Arbeitszeit. Glücksgefühl fehlanzeige. Jedes Kompliment aus dem Bauch heraus macht mich und jemand überraschten um Längen glücklicher. Ich bin gedankenerschlagen und wehrlos. Denke viel zu viel über viel zu viel nach, obwohl ich genau weiß wie ich mich wiederfinden kann. Loslassen. Alles. Perfekt bin ich nur im Schlaf.
Gute Nacht.

...am gesunden Menschenverstand. Das Leben ist ein Moment der verstreicht. Nichts bleibt ewig ausser das Nichts.

...erzählt die kleine Schwester mir von ihrem Traum: Sie paukt für irgendeine Prüfung. Ich will wieder mal die Welt verbessern, schreibe also in ihren Büchern Gesetze um und mache ganze Texte unkenntlich. Sie ärgert sich natürlich maßlos darüber. Wir lachen gemeinsam.

Langsam aber sicher wurde es durch die Einsicht ersetzt, dass nichts mehr so sein kann wie es einmal war. Neue Wege motivieren das tägliche Voranschreiten. Andere Leidenschaften buhlen um Aufmerksamkeit. Mein Körper und Geist erheben sich und schütteln den Staub der Trostlosigkeit ab. Der Genuß jeden Augenblicks des altbekannten Spieles entflammt meine Inspiration zu frechen bis grenzwertigen Wortgeschwadern und unüberlegt - draufgängerische Taten. Bleibt die Frage, wie die Monogamie nur so lange mein Kärkermeister sein konnte? Was habe ich mir angetan, diesen Spielplatz zu umgehen? Hier bin ich Mensch, hier lass mich sein!
Oh, wäre es doch nur schon jetzt so weit...

...als ich eifersüchtig auf den Katzenmann war? Weißt du noch wie wütend du warst, weil ich Tanzflächensex mit der Blondine hatte? Was waren wir doch für törichte Kinder?

...sehen mich mitleidsvoll an, versuchen 'sie' nicht zu erwähnen - so wie auch ich es tue. Und ich bade so gerne in Ablenkung und Humor. Denn um zu weinen brauche ich nur einen Moment der Ruhe im Selbst.

...zu denen wir tanzten und spielten, kosten dem Auge der Erinnerung eine Träne. Ich wische sie weg, bevor sie noch jemand anderem ins Auge fällt.

https://www.youtube.com/watch?v=uqxMqWRFwZY

...für den anderen die natürlichste Sache der Welt: Mein Neffe ist zu faul sich selbst den Arsch abzuwischen. ''Und wer macht das in der Kita?'' - ''Wir selbst, aber ich kack immer nur zu Haus.'' Und so entwickelt sich der Heimscheißer.

Ich, Superman in Clark Kent - Verkleidung und bescheidener Multimillionär, suche eine brauchbare Begleitung für den alltäglichen Gebrauch, die gefühlte 23 Jahre alt ist, zum gegenseitigen spiegeln, sein lassen und aneinanderschmiegen. Sie sollte nicht jeden zweiten Tag mit dem Staubsauger durch die Bude rennen wollen, braucht keinen Humor zu haben, sollte ihn aber verstehen. Bitte keine Heiratsschwindlerinnin mehr! Über Schönheit kann ich hinwegsehen, sei dir aber deiner Selbst bewusst. Nichtraucherinnin werden bevorzugt. Das alles ist auch ganz egal - Hauptsache du bist sportlich. Im Prinzip suche ich also mich in weiblich.
Bitte melde dich!

...kommt zum Glück der Tag, an dem ich einfach aussteige. Bis dahin versuche ich wenigstens nicht das ganze Karrussell vollzukotzen.

...zeigen Situationen voller Freude.
Lachen, spielen und leben.
Zweisamkeiten.
Verwöhnen.
Gewohnheit.
Eifersucht.
Angst.
Trauer.
Entwöhnung.
Gleichgültigkeit.
Neustart.
Schon wieder.

...Ablenkung mal denke: ''Hey, du bist ja frei von Herzweh, hast ihren Namen vergessen, kannst lachen und bist selbstmitleidslos.'' Dann kommt Tag 4 daher, ich falle in einem ruhigen Moment in mich zusammen und lande in tausend Stücke zerbrochen am Boden der Tatsächlichkeit.

...die mir jeh wehtaten. Ich vergebe mir, dass ich vielen zu Unrecht wehgetan habe. Gut, dass es Vergebung gibt.

...ist, dass ich mit neugeborenen Tieren zu tun habe. Das Leben kann wunderschön erblühen, es hat meist einen starken Willen. Doch der Kreislauf ist manchmal schon geschlossen, bevor er sich richtig öffnen konnte. Tod kann auch Erlösung sein, doch für die Ewigkeit ist unser Dasein nicht mal der Hauch eines Momentes. Wie unwichtig ist unser Leid, unsere Freude und erst recht alles Greifbare.

Es war einmal ein süßes Ding
das in der Wanne darum ring
mich französisch zu liebkosen
doch leider ging das in die Hosen

Weil die Entspannung in mir stieg
bemerkte ich noch vor dem Sieg
dass mir da wollte was entfliehen
der Schließmuskel begann zu ziehen

Nun ist es leider so bestellt
perfekt ist nichts auf dieser Welt
Egal wie die Entscheidung fiel
zu Ende hier war dieses Spiel

Und weil ich ja so wohl erzogen
bekam ich unten einen Bogen
ersparte der Madame
Geruch vom Darmausgang

Ich war beschämt und unheimlich sauer
auf den anatomischen Erbauer

Ich schreibe ein Gedicht
das in sich selbst zerbricht
Und Schuld ist nur der Reim
will treu sich ständig sein.

Ich schreibe mein Gedicht
Beschreibe dein Gesicht
Doch weil die Zeit nicht steht
die Wirklichkeit vergeht

Ich schreibe dies Gedicht
versteh mich selbst oft nicht
Tief such ich mich in mir
und lande stets bei dir

Hier endet ein Gedicht
kein Schatten ohne Licht
Nach all der Heiterkeit
kommt nun die Scheiterzeit

Das mit uns hat sich gegessen
hat sich selber aufgefressen
hat sich verschluckt
unverdaut ausgespuckt

Nochmal durchgekaut
und angestaut
runtergewürgt
im Magen zermürbt
wiedergekäut
erneut bereut

ausgekotzt
drauf gerotzt
und derbe drauf geschissen
denn schon bald werd ich dich nicht mehr vermissen

Wem erzähle ich jetzt meine Welterlösungsideen? Wem zeige ich meine Schriften? Wer ist in der Lage mich zu spiegeln? Wer braucht meine Ruhe und meine Bestätigung bei irgendwelchen idiotischen Ängsten? Wer spielt mit mir das Spiel des Lebens?
Das Nichts macht Platz für jemand anderen, sicher ebensowenig perfekten, aber liebebedürftigen Menschen.

Pips.
Piep.
Pieps.
Pip pip.
Piiiiiiiiiiiiiips.
Miau.

...sind ausgelutscht und abgerannt. Ich habe mich so sehr an sie gewöhnt, sie standen mir immer treu bei Fuß. Sie sind bequem und verpassen mir einen lässigen Gang. Sie begleiteten mich drei Jahre auf meinem Weg. Leider muss ich mich mit dem Gedanken abfinden, dass sie diesen Sommer nicht übergehen werden, und rumstehen kann ich sie nicht sehen. Ich hole mir andere, neue, die erst noch eingelaufen werden müssen.
Glaubt mir ihr alten Schuhe, ich weiß genau wie ihr euch fühlt.

Deinen dummen Geist. Deinen unvollkommenen Körper. Ich will diese Teile ohne zu teilen. Will sie mit all deiner dummen Unvollkommenheit. Aber Menschen die dir nur sagen was du hören willst, findest du auch überall in der Welt.

...zwei, drei, oder vier Wochen, Monate, oder Jahrzehnte.
I shall overcome some day..

...denn mir scheint sogar Nachts die Sonne aus dem Arsch. Doch was nützt das Arschlicht hinten, wenn doch die Augen vorne dran sind?

Einen anderen Platz am Frühstückstisch einnehmen, für eine andere Sichtweise. Das ganze Bett für mich in Beschlag nehmen. Uneingeschränkte Freizeitmöglichkeiten. Eine kalte Küche. Selbstversorger. Trainingseinheitenerweiterung. Universalreiniger.

...zu wissen, dass auch du nur ein Mensch bist. Und gerade diese Unperfektheit war so liebenswert...