Mittwoch, 1. April 2015
Die Zeit steht still.
Gestern lag ich noch da mit ihr, wir hörten unsere Platten, hielten uns fest in den Armen, streichelten uns sanft, hatten uns für uns, für einen langen Moment.
Sie weinte Rotz und Wasser, tauschte fünfminütig das Taschentuch aus. Ich lächelte genießend.
Heut liege ich hier alleine.
Höre unsere Platten alleine.
Und ich weine alleine.
Sie hat ihre letzten Sachen geholt. Ich half ihr beim tragen. Wir haben uns viel gegeben, voneinander gelernt und uns bis zum Schluss vertragen. Mit einem aufatmendem Lächeln ist es gut zu ertragen.
Und irgendwie lächerlich.
Warum ist heute nicht schon morgen, oder nächstes Jahr, oder vor drei Jahren, oder gestern für immer?

Es war nur eine kurze Zeit, mitten im Leben.
Während ich noch da liege, bestätigt mir Fräulein Eventuell den Termin für morgen. Ich antworte mit einem humorigem Kurzgedicht und belohne meine Ohren mit dem Aufriss der vor kurzem aufgerissenen Repress von Kruder Dorfmeister - The K&D Sessions. Ich lege das erste Vinyl auf den Teller und dreh weit auf.
Beim Ausfegen der nun halbleeren Wohnung schwächeln mir die Beine durch das angenommene Leid.

Ich will Kinder aufwachsen sehen und immer ein Ohr für sie offen haben, damit sie mir irgendwann erklären, wie ihre Welt funktioniert, während ich merke, dass ich schon längst nicht mehr dazugehöre.

https://vimeo.com/59219256

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